Roboter spart 1 Person pro Stunde


19.12.2023

«Der Wetrok Roboter übernimmt im Einkaufszentrum MyZeil die Randreinigung. Dadurch sparen wir eine Person pro Einsatzstunde ein»

Michael Hopf von der Gebäudereinigungsfirma UNIVERSAL ist als Projektleiter für die Reinigung des Frankfurter Einkaufszentrums MyZeil verantwortlich. Für die Randreinigung hat er seit Mai einen neuen «Mitarbeiter»: Reinigungsroboter Robomatic Marvin. Ein Interview über eingesparte Personalstunden, publikumswirksame Showeinlagen und darüber, in welchen Objekten ein Roboter den grössten Nutzen bringt.

Herr Hopf, auf der Website der Firma UNIVERSAL steht, dass Sie die modernsten Reinigungstechnologien einsetzen – haben Sie sich deshalb einen Reinigungsroboter angeschafft?
Ja und nein. Es ist richtig: Wir sind sehr offen für neue Technologien. Dies jedoch nicht aus reiner Freude am Neuen, sondern an dem, was wir dadurch gewinnen. Sprich: Eine Innovation ist für uns nur interessant, wenn sie uns dabei hilft, unsere Kosten zu senken.

Was ist Ihre Funktion bei der Firma UNIVERSAL?
Ich bin seit 1968 in der Gebäudereinigung tätig. In meiner Laufbahn habe ich bereits viele Reinigungsfirmen im In- und Ausland geleitet. Seit 2014 bekleide ich bei der UNIVERSAL die Position des Projektleiters für das Einkaufszentrum MyZeil in Frankfurt am Main und präge die Strategie als Mitglied der Geschäftsleitung mit.

Was unterscheidet die Firma UNIVERSAL von anderen Gebäudereinigern?
Die Tiefe unseres Know-hows. Wir haben zahlreiche Gebäudereinigermeister im Team, die das Handwerk von Grund auf gelernt haben, sich durch jahrzehntelange Erfahrung in dieser Branche einen Namen gemacht haben und selbst für die kniffligsten Spezialfälle eine Lösung finden. Beispiele: Wenn Sie zehn Gebäudereiniger fragen, wie man einen Metallrahmen eines Fensters korrekt reinigt, werden Ihnen neun davon keine Antwort geben können – wir sind der zehnte Betrieb, der es kann.

Seit Mai 2023 setzen Sie im Einkaufszentrum MyZeil den Wetrok Roboter Robomatic Marvin ein. War die eingangs erwähnte Kostenersparnis der Hauptgrund für die Anschaffung?
Mit einem Roboter will man Kosten sparen. Punkt. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist da nicht ganz ehrlich. Die Maschine kostet doch ein paar Euros und wir sind eine gewinnorientierte Firma, da muss die Maschine die ein oder andere Personalstunden-Einsparung ermöglichen. Allerdings ist es aktuell so, dass wir – aufgrund des Personalmangels – die Arbeit fehlender Mitarbeitenden mit dem Roboter wettmachen. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird immer prekärer, deshalb brauchen die Mitarbeitenden in Gebäudereinigungsbetrieben sich nicht vor der robotischen Konkurrenz zu fürchten. Beide werden gebraucht, aber für andere Aufgaben.

Konkret: Wie viel sparen Sie durch den Roboter ein?
Durch das parallele Arbeiten von Mensch und Maschine sparen wir im Einkaufszentrum MyZeil eine Person pro Einsatzstunde ein. Marvin reinigt die Ränder, das Personal kümmert sich um die Fläche – für diese Arbeiten haben wir früher zwei Personen benötigt.

Gibt es noch weitere Gründe für den Roboter?
Tatsächlich ist der Einsatz eines Roboters ein grosses Plus bei Angebotserstellungen oder bei Bewerbungsgesprächen mit Kunden. Durch den Roboter in unserem Fuhrpark zeigen wir, dass wir bereits jetzt Zukunftslösungen einsetzen, dass eine rationelle und effizienzsteigernde Reinigung bei uns Priorität hat, und dass wir immer gleichbleibende Reinigungsqualität garantieren können. Das kommt bei den Endkunden gut an!

Weshalb haben Sie sich für einen Reinigungsroboter der Schweizer Firma Wetrok entschieden?
Bereits mein Vater war Gebäudereinigermeister. Er arbeitete schon in den 70er-Jahren mit seiner ersten Wetrok Maschine. Seine Überzeugung: Eine Wetrok Maschine ist der Mercedes unter den Reinigungsmaschinen – leistungsstark, unkaputtbar und robust. Für ihn hat sich die jahrzehntelange Nutzung der Maschine, gepaart mit der hohen Reinigungsqualität, betriebswirtschaftlich mehr als gerechnet. Als ich mich mit meinem ersten Gebäudereinigungsbetrieb selbstständig machte, hat er mir die Maschine vermacht. Mir wurde die Begeisterung für die Wetrok Qualitätsprodukte in die Wiege gelegt.

Für welche Bereiche ist der Roboter im Center zuständig?
Für die Reinigung der Ränder und Ecken – und zwar im gesamten Center, inklusive aller Etagen und Toilettenräume.

Der Roboter kümmert sich also «nur» um die Rand- und Eckenreinigung?
Genau. Bei einer Fläche von rund 4’000 Quadratmetern pro Etage hat der Marvin da beide Hände voll zu tun. Des Weiteren wird er für die situative Spotreinigung eingesetzt.

Um welche Art von Spotreinigung kümmert sich Robomatic Marvin?
Auf der obersten Etage haben wir an Regentagen mit vielen Wasserpfützen zu kämpfen. Wir haben Marvin so programmiert, dass er genau die Route abfährt, entlang welcher sich die meisten Pfützen bilden. Damit sorgt er für jederzeit trittsichere Böden und minimiert das Unfallrisiko für Passanten.

Sind Sie bisher mit dem Reinigungsroboter zufrieden?
Zufrieden ist weit untertrieben – wir sind regelrecht BEGEISTERT (strahlt). Der Roboter ist seit Mai absolut störungsfrei im Einsatz, spart uns Personal ein, entzückt die Centerbesucher und reinigt die Ränder so sauber, wie sie bisher noch nie waren. Aber von einem Wetrok Produkt haben wir auch nix anderes erwartet (zwinkert).

Warum haben Sie sich keinen vollautonomen Roboter geholt?
Die Infrastruktur im MyZeil ist nicht gemacht für eine vollautonome Lösung. So sind zum Beispiel keine geeigneten Bereiche für das Laden, Entleeren etc. im Objekt vorhanden.

Wer programmiert Marvin und wer lässt ihn im Alltag seine Routen fahren?
Die Objektleitenden oder Vorarbeitenden fahren mit Marvin einmalig die zu reinigende Fläche auf jeder Etage ab und speichern diese ein. Anschliessend können die Tagesreinigungskräfte Marvin an den jeweiligen Startpunkt stellen, ihn einschalten und schon führt er die gespeicherte Reinigungstour autonom aus.

Und was macht das Personal in dieser Zeit?
Während Marvin den Schaufenstern entlang fährt, erledigen die Mitarbeitenden andere Bereiche der Bodenreinigung – wie z.B. das staubbindende Wischen oder sie reinigen mit einer Aufsitz-Scheuersaugmaschine die Vollfläche. Zusätzlich kümmern sie sich um weitere Reinigungstätigkeiten über dem Boden: Mülleimer leeren, Werbetafeln säubern, Geländer polieren, Griffspuren an den Aufzugsknöpfen entfernen etc. Der grosse Unterschied zu Marvin: Der Roboter hat beim Verrichten seiner Arbeit deutlich mehr Zuschauer als seine menschlichen Kollegen (lacht).

Wie meinen Sie das bzw. wie reagieren die Passanten auf den Roboter?
Marvin ist im MyZeil bereits ein absoluter Star! Täglich ist er dem Blitzlichtgewitter zahlreicher Fans ausgesetzt. Menschen aller Altersklassen machen Handyvideos und stellen sich dem Roboter in den Weg, um zu testen, ob er auch tatsächlich stoppt bzw. ausweicht – tut er, und zwar zu 100 %. Ein Einkaufszentrum ist immer auch ein Ort des Entertainments, und Marvin sorgt für eine ziemlich unterhaltsame Gebäudereinigungsshow. Ein grosser Gewinn für die Innovationswahrnehmung des Centers!

Wie haben Sie die Böden im Center früher gereinigt?
Ganz klassisch, und sehr personalintensiv – mit Nachläufer- oder Aufsitz-Scheuersaugmaschinen.

Wie oft ist der Roboter im Einsatz und auf welchen Bodenbelägen?
Marvin besorgt die Randreinigung auf allen Etagen des Einkaufscenters. Dafür benötigt er rund 2-3 Stunden pro Tag – dies an sechs Tagen die Woche. Hinzu kommen situative Einsätze für die Spot-Reinigung von Flecken. Er ist auf Terrazzo-, Vinyl-, Fliesen- und Betonwerkstein-Böden unterwegs.

Welche Arten von Schmutz beseitigt Robomatic Marvin?
Sie würden staunen, was sich da in einem Einkaufszentrum in verborgenen Ecken alles auf dem Boden befindet. Staub, Fettflecken, Spuren von verschütteten Getränken, Urin, Kot und sogar Blutflecken. Weitaus häufiger sind es – zum Glück – aber eingetrocknete Ketchup-Flecken (lacht).

Welche Reinigungsherausforderungen sind für ein Einkaufszentrum charakteristisch?
Der Umbruch. Ein Einkaufscenter ist wie ein lebendiger Organismus, der stetig im Wandel ist. Saisonal verändern sich die Mall-Aufbauten, die Standorte der Werbeflächen und die Lokalitäten der Sitzgelegenheiten. Man weiss nie, ob eine Bank nächste Woche noch an derselben Stelle steht. Und genau für diese sich stetig verändernde Umgebung ist Robomatic Marvin wie geschaffen: Mit geringstem Aufwand ist der Roboter durch den Objektleiter umprogrammiert und passt sich der neuen Umgebung an – ohne ein Zutun von externen Fachleuten. Was sage ich auch «programmieren», de facto müssen die Objektleiter ja nur eine neue Route abfahren – et voilà. Diese einfache Bedienung ist schon ein Luxus!

Für welche weiteren Branchen oder Objekten eignet sich der Roboter Ihrer Meinung nach ideal?
Überall, wo es lange, eher enge Flure gibt. So zum Beispiel in Krankenhäusern, Schulhäusern oder Flughäfen. Aktuell wird in diesen Bereichen oft noch von Hand gemoppt – Marvin ist jedoch so kompakt gebaut, dass er diese manuelle Arbeit spielend leicht automatisieren könnte.

Werden Sie sich weitere Wetrok Roboter anschaffen?
Zurzeit warten wir noch das Ende der Testphase im MyZeil ab. Wenn sich der Roboter weiterhin bewährt und rechnet, werden wir sämtliche Center damit ausstatten. Dabei sprechen wir von 30 Einkaufszentren, da wir einer der grössten Centerreiniger Deutschlands sind.


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