Wo auf jedem Stockwerk eine neue Herausforderung wartet


29.04.2020

Es gibt kaum ein Objekt, das von Reinigungsmitarbeitenden mehr Flexibilität und Dynamik erfordert, als ein hoch frequentiertes Einkaufszentrum. Ruth Burri und ihr Team von der FARO Facility Services AG haben uns einen Tag lang auf Reinigungstour im Konzeptcenter Welle7 am Rande des Berner Hauptbahnhofs mitgenommen. Eine Reportage, die eines zeigt: Situative Reinigung ist eine Disziplin für Fortgeschrittene.

Strikt nach Schema F vorgehen? Für Ruth Burri und ihr Team keine Option. «Bereits vor der Kaffeepause kann es sein, dass unser Tagesplan komplett in sich zusammengefallen ist», beschreibt die Objektleiterin ihren Arbeitsalltag. Genau das ist es aber, was für Ruth Burri die Faszination für ihr spezielles Reinigungsobjekt ausmacht: Kein Tag ist wie der andere. Sie arbeitet für den Facility-Services-Dienstleister FARO AG. Seit der Eröffnung der Welle7 im Jahr 2016 ist FARO mit der Reinigung des Centers beauftragt. Auf 14’000 Quadratmetern und 8 Stockwerken bietet das moderne Center Shops und Gastronomiebetriebe, tagesaktuell buchbare Businessräume sowie eine Bildungsinstitution (Migros Klubschule) mit Kursen zu Ernährung, Bewegung, Sprachen etc. Mit ihren 32 Mitarbeitenden sorgt Ruth Burri täglich von 06.00 bis 23.00 Uhr dafür, dass sich die Besucherinnen und Besucher im Center wohl fühlen. Dabei erledigen die Reinigungsmitarbeiterinnen klassische Reinigungsarbeiten wie das Sauberhalten von Böden, Oberflächen, Sitzgelegenheiten oder öffentlichen Toiletten. Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich jedoch auf viele angrenzende Bereiche: So sind sie auch für die Reinigung und den Geschirrservice der meisten Gastronomiebetriebe verantwortlich, kümmern sich um tadellos aussehende Businessräume und besorgen den Abwasch bei den Kochkursen der Migros Klubschule. Vor allem aber sind sie eines: Troubleshooter.

Von Kaffee-Kränzchen und Mixer-Missgeschicken
Während Ruth Burri uns bei den Sitzgelegenheiten im Foodcourt ihren Aufgabenbereich näherbringt, beendet am Nebentisch eine Gruppe ihre Mittagspause. Der Tisch ist übersäht von Kaffeeflecken und Ketchup-Spuren. Sofort eilte eine Reinigungsmitarbeiterin herbei, räumt das Geschirr ab und säubert mit einem Mikrofasertuch den Tisch. Es ist Ana Palizas Romero – eine von Ruth Burris Mitarbeiterinnen. Anders als Reinigungsmitarbeiterinnen in anderen Objekten trägt sie eine schwarze Hose, dunkle Schuhe und ein blaues Shirt mit einem dezenten FARO-Logo. «Der visuelle Auftritt ist in einem Center wichtig. Da wir auch während des Regelbetriebs reinigen, tragen unsere Reinigungskräfte ähnliche Outfits wie die Mitarbeiterinnen des Hausdienstes der Centerbetreiberin Genossenschaft Migros Aare», erklärt Ruth Burri. Plötzlich klingelt ihr Telefon. Es ist eine Kursleiterin der Klubschule: In ihrem Kochkurs hat es soeben ein Teilnehmer versäumt, vor der Benutzung den Deckel auf den Standmixer zu schrauben. Das Ausmass sei im ganzen Raum ersichtlich. Sofort ruft Ruth Burri eine ihrer Reinigungsmitarbeiterinnen herbei und instruiert sie, den «Zwischenfall» auf dem Deck 4 (die Etagen werden «Decks» genannt) entsprechend zu bereinigen.

Rund 2’000 Toilettenbesucher pro Tag
In der Zwischenzeit befindet sich eine andere Reinigungsmitarbeiterin des Teams, Inmaculada Rodriguez, zwei Stockwerke tiefer auf ihrem stündlichen Kontrollgang durch die öffentliche Toilettenanlage. Rund 2’000 Besucherinnen und Besucher benützen diese am Tag. Die Reinigungsfachfrau erblickt sogleich Spritzer auf den Toilettenbrillen sowie verschmierte Spülbereiche. Sie greift zum Mikrofasertuch und ihrer Flasche mit dem angemischten Reinigungsschaum (Wetrok Caledor) – ein paar Sekunden später glänzt der Sanitärbereich wieder wie neu.

Die Schaumflasche unterstützt die sparsame Anwendung von Chemie und Wasser, denn im Gegensatz zum Umgang mit Sprühflaschen wird der Reflex des mehrfachen Aufsprühens deutlich reduziert. Die Methode «feucht abwischen mit Schaum» dient auch den Interessen des Reinigungspersonals: Es gibt keine Sprühpartikel in der Luft, die eingeatmet werden. Zudem muss kein Wassereimer mitgeführt werden, und das Auswringen der Reinigungstücher entfällt, so dass die Handgelenke geschont werden. Die Reinigungsmitarbeiterin verlässt die öffentlichen Toiletten und begibt sich via Rolltreppe auf den Weg nach oben. Dabei bleibt ihr Blick beim Handlauf der Rolltreppe haften. Das schwarze Handlaufband sowie die Glasfläche weisen fettig-glänzende Spuren auf – vermutlich von Kinderhänden, die nach dem Essen nicht gewaschen wurden. Sie reagiert sofort: Mit einem Griff zum Mikrofasertuch und der Reinigungslösung ist das Problem behoben. Stetige Aufmerksamkeit sowie Kontrollblicke sind unerlässlich – insbesondere in der Mittagszeit, in der das Center hoch frequentiert ist.

Reinigung der Business-Räume erfolgt tagsüber situativ
Eine andere Reinigungskollegin, Andrea Rossi, ist derweil auf Deck 7 stationiert. Dort bietet das Center einen Business-Bereich mit verschiedenen Sitzungs- und Seminarräumen. «Die Businessräume können kurzfristig online reserviert werden, sodass eine partielle Reinigung und Kontrolle tagsüber mehrmals nötig ist», erklärt Ruth Burri die Herausforderung der täglichen Wechselreinigungen im Business-Bereich. Immer wieder kommt es vor, dass Kundinnen und Kunden Kaffeeflecken auf dem Teppich hinterlassen. Andrea Rossi sorgt heute dafür, dass sich nach der Benutzung jeder Raum wieder in einwandfreiem Zustand befindet – der nächste Business-Gast könnte schliesslich bereits eine halbe Stunde später eintreffen.

Wendekreis und Lifttauglichkeit sind wichtige Auswahlkriterien für eine Reinigungsmaschine
Es ist Abend geworden. Während das Center für Besucherinnen und Besucher nun schliesst, beginnt für Ruth Burri und ihr Team die arbeitsintensivste Zeit des Tages. Kaum haben sich die Türen des Centers geschlossen, eilt Ana Palizas Romero in den Hauptreinigungsraum im Untergeschoss und fährt kurze Zeit später auf der Aufsitz-Scheuersaugmaschine sitzend aus dem Aufzug. Mit der Drivematic Delight kein Problem: Die Maschine ist so kompakt, dass sie gar in engen Aufzügen Platz findet.

Routiniert fährt sie durch das enge Treppenhaus – dank des engen Wendekreises der Maschine kein Problem – und beginnt mit der Bodenreinigung des Foodcourts.

Sobald kein Krümel und kein Fleck mehr sichtbar sind, geht es mit dem Aufzug hoch zu den oberen Stockwerken im Business-Bereich.

Die Bambusholzböden im Flur reinigt sie ebenfalls mit der Scheuersaugmaschine. Währenddessen kümmert sich Reinigungskollegin Andrea Rossi um die Glasflächen und Fenster in den Sitzungszimmern. Sie sollen so sauber werden, dass die Geschäftsleute morgen wieder das wunderschöne Panorama auf die Berner Bergwelt geniessen können.

Um 23.00 Uhr ist der Arbeitstag für das Team zu Ende. Ruth Burri schaut sich den Arbeitsplan für den morgigen Tag an. Auch dieser wird wieder von einigen Überraschungen durchkreuzt werden. Es steht jedoch ausser Frage, dass das Reinigungsteam auch diese mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit und beispielloser Problemlösungskompetenz meistern wird.

Kurzinterview mit Ruth Burri, Gebietsleiterin und Objektleiterin Welle7 bei der FARO AG

«Die Konstante in unserem Arbeitsalltag: auf unvorhergesehene Situationen reagieren»

Worin bestehen die Herausforderungen bei der Reinigung eines Einkaufszentrums?
Die Herausforderung Nummer eins ist die hohe Besucherfrequenz. Und deren Unregelmässigkeit: Die höchste Frequenz wird um die Mittagszeit erreicht – danach flacht sie stark ab. Die hohe Kunst besteht deshalb darin, den Besucherinnen und Besuchern zu jeder Tageszeit ein einwandfrei sauberes Center zu präsentieren – ohne dass diese aktiv sehen, dass gereinigt wird. Möglich machen dies eine flexible Reinigungsplanung, situative Reinigung nach Bedarf, optimierte Laufwege und dezentrale Reinigungsräume auf jedem Deck. Da wir während des laufenden Betriebes arbeiten, müssen wir zudem bei der Wahl des Reinigungsmaterials einiges berücksichtigen: Reinigungswagen müssen abschliessbar sein, um die Passanten vor dem Kontakt mit der Reinigungschemie zu schützen. Des Weiteren achten wir beim Kauf von Scheuersaugmaschinen auf kompakte Abmessungen – in einem Gebäude mit mehreren zu reinigenden Etagen müssen diese zwingend in den Aufzug passen. Eine zusätzliche Herausforderung bringt der Umstand mit, dass die Welle7 nicht nur Einkaufs- sondern auch Businesscenter ist. Auf den oberen Decks (Etagen) befinden sich Geschäfts- und Schulungsräume, die innert Stundenfrist reserviert werden können. Das stellt hohe Anforderungen an unsere Flexibilität: Sind die Teppiche nach einem Meeting mit Kaffeeflecken verschmutzt, ist deren Beseitigung sofort notwendig. Ähnliche «Notfälle» ereignen sich auch im eingemieteten Bildungsinstitut: In der Klubschule finden unter anderem Kochkurse statt. Zersplittert dort eine Glasschüssel in tausend Teile sind ebenfalls unsere Dienste gefragt.

Stellt die Reinigung eines Einkaufszentrums auch spezielle Anforderungen an die Reinigungsmitarbeitenden?
Definitiv! Zwischen uns und unserem Auftraggeber, der Welle7, besteht ein grosses Vertrauensverhältnis. Das verpflichtet uns dazu, täglich nach eigenem Ermessen zu entscheiden, wann etwas gereinigt werden muss. Dafür müssen meine Mitarbeitenden ein hohes Mass an Eigeninitiative, Verantwortungsgefühl sowie eine rasche Reaktionsfähigkeit mitbringen. Für manche Reinigungsperson wäre es sicher die einfachere Lösung, wenn jede Reinigungsarbeit zeitlich eingetaktet wäre. In der Welle7 erwarten wir jedoch, dass sich die Mitarbeitenden mit offenen Augen durchs Objekt bewegen und proaktiv agieren. Im Gegenzug geniessen meine Teammitglieder grosse Freiheiten und schätzen die selbstständige Arbeitsweise. Unvorhergesehene Situationen sind die wohl einzige Konstante in unserem Arbeitsalltag.

Gibt es saisonale Unterschiede, die Auswirkungen auf die Reinigung haben?
In der Tat. Während im Winter der Verschmutzungsgrad im Gebäudeinnern durch das Hereintragen von Laub oder Salzrückständen an den Schuhen besonders hoch ist, steigt er im Sommer wiederum draussen vor dem Center an. Volle Mülleimer und liegengelassene Essensreste vom Mittagessen erfordern dann vermehrt unsere Aufmerksamkeit. In den Sommerferien sinkt die Frequenz allerdings merklich, was uns Zeit für die Grundreinigung verschafft.